Didaktik des Wandels

Für eine sozial-ökologische Transformation braucht es einen kulturellen Wandel – also einen Wandel im Bewusstsein und in unseren Alltagspraktiken.
Für einen kulturellen Wandel braucht es das Wissen darum, wie Transformationsprozesse funktionieren.
Beides sind im Kern didaktische Aufgaben.

Der Mensch ist zum dominierenden Einflussfaktor auf der Erde geworden, die planetaren Belastungsgrenzen sind erreicht und die Stabilität unserer Ökosysteme kommt aus dem Tritt. Wir stehen vor einer beispiellosen Herausforderung. Wie kann da eine sozial-ökologische Transformation gelingen?

Mich faszinieren Transformationsprozesse, deren Muster und Prinzipien. Ich versuche, sie didaktisch zu durchdringen und eine „Didaktik des Wandels“ zu entwickeln.

Thematisch geht es dabei um drei Bewegungen:

  • von einer anthropozentrischen zu einer ökologischen Haltung,
  • von einer imperialen zu einer bedürfnisorientierten Lebensweise,
  • vom degenerierenden zum regenerierenden Handeln.

Dabei braucht es auch einen sorgsamen Blick auf die dem Wandel entgegenwirkenden Kräfte: gesellschaftliche Triggerpunkte, ökologische Kipppunkte, strukturelle Pfadabhängigkeiten, dominante Alltagspraktiken, mentale Infrastrukturen, Nachhaltigkeitsdilemmata, kollektive und individuelle Ängste, Schuld und Verdrängungen.

Transformationsprozesse haben auch eine spirituelle Dimension. Es lohnt sich, spirituelle Traditionen fruchtbar zu machen, um Wandel zu verstehen und zu fördern. Eine gute Mischung von innerer und äußerer Arbeit, von Aktion und Kontemplation, von Machen und Lassen ist wichtig.

In meinem Verständnis trägt eine Wandel-Didaktik dazu bei, Wandel-Fähigkeiten auszubilden: Hinschauen können, ohne verrückt zu werden. Berherztes Handeln, ohne sich von Schmerz und Lähmung überwältigen zu lassen. Gestalten des Möglichen, ohne ambitionierte Ideen wie ein „Guten Lebens für Alle“ aufzugeben. All das nenne ich gerne „Apokalypse-Fähigkeit“ (Apokalpyse = Enthüllen, Aufdecken).

Lernen ist stark davon geprägt, wie stimmig die Geschichte vom Sinn und Zweck des Lernens ist. Ohne gute Narrative wird es nicht gehen. Entscheidend sind ökologische, bedürfnisorientierte und regenerative Erzählungen. Die Erzählungen über uns und unseren Planeten, über Heimat und Zusammenleben, über Vergangeneit und Zukunft müssen wir kennen, pflegen, nutzen und weiterentwickeln.

Projekte

Ich beschäftige mich damit, wie „transformatives Lernen“ (Jack Mezirow) in der Erwachsenenbildung gelingen kann und wie „transformative Bildung“ (WBGU-Gutachten „Welt im Wandel“) ihren Beitrag für einen kulturellen Wandel in der Großen Transformation leisten kann. Ich suche nach Mustern und Prinzipien der Transformation und frage dabei auch nach deren spirituellen Dimension.

Für die genannten drei Bewegungen (anthropozentrisch –> ökologisch, imperial –> bedürfnisorientiert, degenerierend –> regenerierend) entwickle ich didaktische Modelle.