GFK & christliche Spiritualität

„Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein Bewusstwerdungsprozesss, der sich als Kommunikationsmethode tarnt.“

Kit Miller, GFK-Trainerin

Die „Gewaltfreie Kommunikation“ – oder kurz „GFK“ – nach Marshall Rosenberg ist eine Selbsterkundungspraxis, mit dem Ziel, das menschliche Zusammenleben zu verbessern. Im Kern geht es darum, Bedürfnisse zu klären – die eigenen und die anderer. Oft als reine Kommunikationsmethode missverstanden, ist es eine Friedens-, Versöhnungs- und Heilungsarbeit.

Erkenntnisse

Die GFK bietet ein großes Repertorie an „Handwerkszeug“, um das zu leben, was Jesus lehrte: Umkehr und Liebe. Die GFK hilft, einen anderen Lebensstil einzuüben und stärkt die Fähigkeit zu lieben, sowohl sich selbst als auch andere.

Es gibt etliche Gemeinsamkeiten zwischen GFK und christlicher Spiritualität:

  • Bei GFK und christliche Spiritualität geht es um Umkehr und Transformation.
  • GFK und christliche Spiritualität sind eine Übungspraxis – man kann sie sich nicht allein anlesen oder ausschließlich denkend ergründen.
  • Zentral für GFK und christliche Spiritualität sind Mitgefühl und Empathie.
  • GFK und christliche Spiritualität zielen auf Frieden und Versöhnung (mit sich selbst, mit dem Anderen, mit der Erde, mit dem Göttlichen).

Die GFK kann wie ein „fremder Prophet“ auch Gewohntes im Christentum in Frage stellen:

  • Einen zentralen Stellenwert haben in der GFK die Bedürfnisse. Bedürfnisse werden nicht als Bedürftigkeiten verstanden, sondern als Lebenskräfte. Eine spirituelle Tradition, die aus Bedürfnissen Bedürftigkeiten macht, macht Menschen kraftlos.
  • Die christliche Theologie operiert gerne in den Kategorien von gut & böse, richtig & falsch. Die GFK stellt diese Sichtweise radikal in Frage. Das, was im Christentum als „böse“ gilt, sieht die GFK als „tragischen Ausdruck unerfüllter Bedüfnisse“. Das ist keine rhetorische Spielerei, sondern eine komplett andere Sicht, die Welt zu sehen.
  • Die GFK geht davon aus, dass der Mensch von Natur aus kooperativ und empathiefähig ist. Die Frage, ob der Mensch „an sich“ gut oder böse ist, ist letztlich nicht zu klären. Wesentlich ist aber, welches Bild wir von uns und von anderen haben: Es macht einen Unterschied, ob ich mich von Misstrauen oder von Güte leiten lasse.

Die GFK ist keine Heilslehre und hat keine religiösen Bezüge. Doch erstaunlicher Weise beschreiben viele GFK-Praktizierende, dass sie durch die GFK eine stärkere spirituelle Verbundenheit mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit dem Göttlichen erleben und sogar so etwas wie Erlöung erfahren. Das, was den Kern christlicher Spiritualität ausmacht, kann durch die GFK stärker im Alltag gelebt und geübt werden.

Für die „Empathische Zeit“, der Zeitschrift der deutschen GFK-Szene, habe ich meine eigenen Erfahrungen zum Zusammenhang von GFK und christlicher Spiritualität aufgeschrieben: Wie die GFK meine Spiritualität verändert hat.

Außerdem habe ich mich damit beschäftigt, wie Gebet im Lichte der GFK-Praxis verstanden werden kann und wie die GFK die eigene Gebetspraxis verändern und bereichern kann. Eine kurzer Artikel dazu ist ebenfalls in der „Empathischen Zeit“ erschienen, hier ist das Manuskript.

Projekte

Ich gebe den Email-Rundbrief „GFK in der Kirche“ heraus, der ca. 5x im Jahr erscheint. Einfach eine Email an gfk-in-der-kirche@posteo.de schicken, um den Rundbrief zu abonnieren.

Zusammen mit Prof. Gottfried Orth habe ich von 2018 bis 2024 die jährlichen „GFK in der Kirche“-Tagungen an der Melanchthon-Akademie in Köln organisiert.